April 2, 2019

„Speak Up“ on the run – Ein kleines Update

Eine gesunde Demokratie braucht Debatten. Und gute Debatten brauchen Vielfalt – an Meinungen, an Perspektiven auf die Welt – um zu Ergebnissen zu kommen, die für alle funktionieren.

Leider läuft es in unserer Gesellschaft nur selten so ab, und besonders größere Diskussionsveranstaltungen werden oft zum gelebten Schaubild dessen, was wir noch alles zu tun haben: Die, die es gewohnt sind, sich schnell und eloquent vor Anderen zu äußern preschen vor und dominieren rasch das Gespräch. Andere würden sich gern beteiligen, finden jedoch keinen Weg in die Diskussion und - zack-bumm! - ist die Veranstaltung auch schon vorbei. 

Oft kann eine geschickte Moderation in solchen Situationen gegen rudern und gezielt nicht-rede-dominante und unterrepräsentierte Menschen in die Diskussion einbeziehen, doch auch die beste Moderation hat ihre Grenzen: Viele Menschen fühlen sich schlicht nicht wohl damit, vor größeren Gruppen zu sprechen, oder als Repräsentant*in für andere einzustehen. Zudem ist selbst die kritischste Moderation wohl nicht frei von eigenen Vorurteilen und Tendenzen, welche die Diskussion auf ihre ganz eigene Weise beeinflussen können. 


Bessere Debatten wagen 

Also, was tun? Mit unserem digitalen Moderationsassistenten SpeakUp wollen wir ein digitales Werkzeug entwickeln um Debatten inklusiver, transparenter, und leichter zugänglich zu machen. Die Idee: Teilnehmende können per Smartphone live fragen einsenden, welche mit selbst ausgewählten persönlichen Merkmalen versehen sind (Bildungsstand, Geschlecht, etc.). So kann die Moderation ein Bild vom Rede-Gleichgewicht in der Diskussion bekommen und gezielt unterrepräsentierte Stimmen einbeziehen. 

Doch wie soll diese Anwendung genau aussehen? Seit unserem letzten Blogeintrag waren wir fleißig und haben unser Konzept genau jenen vorgestellt, die diese Frage am besten beantworten können: Moderator*innen, welche sich regelmäßig der Aufgabe stellen, produktive und inklusive Diskussionen anzuleiten und damit nicht allzu selten an ihre Grenzen stoßen. Aus diesen Gesprächen ziehen wir wichtige Hinweise für die Softwareentwicklung. So hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass ein digitaler Diskussionsassistent extrem benutzerfreundlich designt werden muss, um die Interaktion zwischen Moderation und Publikum nicht zu brechen. Eine Moderation, die vor jeder Frage sekundenlang auf ihr Smartphone starrt: Geht gar nicht.  

Unsere Softwareentwickler*innen werkeln nun am ersten SpeakUp-Prototypen. Dieser wird bereits die wichtigsten Features beinhalten und ab dem 15. Mai testreif sein. Die wichtigsten Features sind für uns Fragen, die online vom Publikum gestellt werden und mit der jeweiligen Charakteristik versehen werden können. Unsere Entwickler*innen bauen sogar direkt eine Statistik ein, um zu sehen welche Gruppe gegebenenfalls noch nicht repräsentiert ist. Wir können jetzt schon sagen: Das wird richtig dufte! 

 

Wenn dich SpeakUp interessiert und du es gerne einmal ausprobieren möchtest, melde dich bei uns unter: m.siemer@liqd.net. Wir freuen uns auf offline-Mitstreiter*innen!