Am 10.7.2013 hatten wir das Vergnügen, eine Delegation von chinesischen Journalisten in unserem Kreuzberger Büro willkommen zu heißen. Sie waren einer Einladung des ZEITmagazins gefolgt, die auf Adhocracy.de mit dem “Faktomat” ein interaktives Faktencheck-Projekt im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes machen.
Die Tagesordnung der Veranstaltung beinhaltete einen Überblick über die Arbeit und Ziele des Liquid Democracy e.Vs. Danach erhielten die Journalisten einen tieferen Einblick in das ZEITmagazin-Projekt „Faktomat“ , als praktisches Beispiel für die Anwendung von Adhocracy im Journalismus- und Medienbereich. Den Schluss bildeten zwei Fragerunden, in denen viele neugierige Bemerkungen und Fragen zu den Vorstellungen beantwortet wurden.
Daniel Reichert, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des Liquid Democracy e.V.s stellte die Software Adhocracy mitsamt ihrer praktischen Einsatzbereiche vor und beantwortete die – vielfach politischen – Fragen der Gäste. Gefragt wurde unter anderem, welche Freiheiten eingetragene Vereine in Deutschland genießen, und wie sich der Verein gegenüber den politischen Parteien in Deutschland ausrichten würde. Dabei wurde auch das Verhältnis zwischen dem Verein und der institutionalisierten Politik in Deutschland beleuchtet. Interessanterweise wurde von einer Fragestellerin bemerkt, dass eine ähnliche, aber kommerzielle Plattform in China schon vorhanden sei. Diese Plattform habe jedoch das Problem, dass sie maßgeblich von bereits politisch engagierten Menschen verwendet werde. Es wurde der Frage nachgegangen, ob der Verein auch dieses Problem hätte, und wie eer damit umgehe.
Nach der Präsentation des Faktomats von Jörg Burger, Redakteur beim ZEITmagazin, kam es zu der letzten Fragerunde. Hierbei wurden viele unterschiedliche Fragen gestellt, worunter zwei interessante Fragen/Bemerkungen fielen. Zum einen, ob der Faktomat ohne die Existenz von Adhocracy als Beteiligungsprojekt hätte entstehen können. Und zum anderen, wie die Lage der politischen Beteiligung derzeit in Deutschland ist und wie sie in 10 Jahren sein wird.
Herr Burger beantwortete die erste der beiden Fragen mit der Einschätzung, dass ohne die Software eine direkte Onlinebeteiligung von den Lesern nicht zustande gekommen wäre. Diesen neuen Aspekt des Journalismus fände er insofern besonders spannend, da er ein großes Potential für innovative Medienformate berge. Den Faktomat könne man dabei als ein Musterbeispiel bezeichnen. Hinsichtlich der zweiten Frage bemerkte Herr Burger, dass die deutschen Jugendlichen Interesse an den formellen, klassischen Formen der Beteiligung verlieren würden und demzufolge auch das Interesse an den politischen Parteien abnähme. Darüber hinaus entferne sich die politische Debatte von den tradierten Positionen der Parteien und definiere sich mehr über politische und gesellschaftlich relevante Inhalte. Beide Tendenzen würden über kurz oder lang die Verbreitung innovativer, webbasierter Beteiligungsformen fördern.
„Meine Wette ist, dass in 10 Jahren Journalismus auch deshalb ganz anders aussehen wird,“ so Herr Burger zum Schluss.